Sächsischer Verband für Fledermausforschung und -schutz e.V.



Biologie der Fledermäuse


Einordnung

Fledermäuse (Microchioptera) sind neben den Flughunden (Megachioptera) die einzigen Säugetiere die aktiv fliegen können. In Sachsen kommen nur Fledermäuse vor, die sich ausschließlich von Insekten ernähren. Die Hauptaktivität der Fledermäuse ist in der Dämmerung und in den Nachtstunden.
Charakteristisch für Sie sind die zu Flugorganen umgebildeten Arme und Finger, die Milchdrüsen zum Säugen der Jungen, Arm-, Finger- und Schwanzflughäute sowie das Haarkleid. Fledermäuse können mit Einschränkungen ihre Körpertemperatur regulieren.
Von den drei europäischen Fledermausfamilien, Hufeisennasen (Rhinophilidae), Bulldoggfledermäuse (Molossidae) und Glattnasen (Vespertilionidae), kommen nur die Kleine Hufeisennase sowie einige Vertreter der Glattnasen in Sachsen vor.



Wichtige Körpermerkmale

Der Bauplan von Fledermäusen zeigt morphologisch deutliche Übereinstimmungen mit dem von Säugetieren. Als Anpassung an das Flugvermögen sind die Speiche (die Elle ist zurückgebildet), die Mittelhand- und Fingerknochen (außer beim Daumen), stark verlängert. Von jeder Körperseite aus spannt sich zwischen den Fingern, dem Arm und dem Hinterbein bis hin zum Schwanz eine Flughaut.


Abb: Schematische Darstellung einer Fledermaus (nach Schober)



1 Oberarm, 2 Unterarm, 3 Daumen, 4 Mittelhandknochen (m1, m2, m3, m4, m5),5 Fingerglieder, 6 Oberschenkel, 7 Unterschenkel, 8 Hinterfuß, 9 Sporn (ohne Epiblema), 10 Vorderflughaut (Propatagium), 11 Armflughaut ( Plagiopatagium), 12 Fingerflughaut, (Chiro- oder Dactylopatagium), 13 Schwanzflughaut (Uropatagium), 14 Ohrdeckel (Tragus), 15 Sporn mit Epiblema und Steg

Zum energiefreien Hängen (besonders wichtig für die Zeit des Winterschlafes) sind die Hinterextremitäten als Sperrmechanismus ausgebildet. Duch diese Gestaltung, wird ein Festhängen ohne Muskelkraft ermöglicht.

Abb: Hinterextremität einer Fledermaus (nach Schober)

Darstellung, wie das Gewicht des Tieres über eine Sehne die Krümmung der Kralle des Hinterfußes ohne Muskelkratf bewirkt. Dadurch erfolgt eine "passive" fixierung der Tiere an einem Vorstrung oder Ast in der Ruhephase.
1 Kralle
2 Zehenknochen
3 Sehne






Fledermäuse haben sich im laufe der Jahrmillionen hervorragend an ihre Umwelt angepasst. Die Form der Flügel läßt Aussagen über die Art des Fluges und das Flugvermögen zu.
Die Ohren der Fledermäuse sind von Unterschiedlicher Form und Größe. Alle Glattnasen haben in der Ohrmuschel noch einen Ohrdeckel (Tragus), der den Hufeisennasen fehlt. Die Gestaltung des Ohres kann bei vielen Fledermäusen zur Artbestimmung herangezogen werden.
Alle Fledermäuse haben verhältnismäßig kleine dunkle Ohren (ein Zeichen der nächtlichen Anpassung).
Das Haarkleid der Fledermäuse ist unterschiedlich, jedoch arttypisch, strukturiert. Die Haarfärbung, Farbstrukturierung des Haares (teilweise zweifarbig), Farbverläufe und die Farbübergänge (Bauchseite ist oft anders gefärbt als Rücken, Farbflecken) können, neben Körbermaßen und der Zahnformel, zur Art- oder Gattungsbestimmung herangezogen werden.


Abb: Messstrecken an einer Fledermaus (nach Schober)




Wo leben Fledermäuse

Da Fledermäuse keine Nester bauen, sind sie auf vorhandene Unterschlupfmöglichkeiten angewiesen. Sie benötigen Quartiere, die ihnen Schutz vor Witterungseinflüssen (Regen, Kälte usw.), vor Feinden und häufigen Störungen bietet. Wir unterscheiden nach ihrer biologischen Funktion folgende Quartiertypen:

Winterquartiere zur störungs- und frostfreien Überwinterung
Tages- und Zwischenquartiere die während der Zug- und Sommerzeit genutzt werden
Wochenstubenquartiere für die Geburt und Aufzucht der Jungen
Paarungsquartiere welche während der Fortpflanzungszeit genutzt werden


Wie orientieren sich Fledermäuse

Fledermäuse können sich selbst bei absoluter Dunkelheit orintieren und zielsicher umherfliegen. Ihre Ohren sind dabei ihr wichtigstes Sinnesorgan.
Zur Orintierung senden Fledermäuse ständig Ultraschalllaute aus. Anhand der reflektierten Echos verschaffen sie sich dann ein Hörbild von ihrer Umgebung. Dieses Hörbild ist so gestochen scharf, dass selbst haarfeine Drähte von 0,05 - 0,08 mm Stärke noch geortet werden können.


Ortung der Nahrung aufgrund der Reflexion der ausgesandten Schallwellen
durch das Beutetier (nach Schober)


Die erzeugten Ultraschalllaute sind artspezifisch unterschiedlich hinsichtich Schalldruck, Lautfolge, Frequenz und Frequenzgang.
Sie sind ein wichtiges Artunterscheidungsmerkmal.